Der Bahnhof Löthain im Modell

 Ziel ist es, den Bahnhof Löthain im Maßstab 1:87 im Zustand von 1965 zu rekonstruieren. Das heißt, alles wird originalgetreu, maßstabsgerecht und verkleinert umgesetzt. Gebaut wird fast alles selber, da vieles im Modellsortiment der großen Hersteller nicht dem historischen Vorbild entspricht. Im Modell soll der komplette Bahnhof und später die 180° Kurve, genannt „Löthainer Kreisel“, in der Ausfahrt in Richrung Görna-Krögis (Lommatzsch) wieder entstehen. Geplant ist längerfristig den Endbahnhof Lommatzsch ebenfalls wieder erstehen zu lassen. Aber das ist reine Zukunfsmusik. Vielleicht geht es vorher auch in Richtung Meissen über den Robschützer Viadukt nach Garsebach… Interessenten können gerne eine E-Mail zusenden! Momentan befindet sich der Bahnhof Löthain im Rohzustand und die Gleise werden demnächst verlegt. Er besteht aus 3 Modulen von etwa 1250 x 600 mm. Die Streckenmodule sind ca. 950 x 500 groß. Die Weichenantriebe werden manuell über Stangenantriebe vom Anlagenmodulrand aus bedienbar sein

Aufteilung der Module im "Kreisel"

Aufteilung der Module im „Kreisel“

im Einschnitt am Bahnhof Löthain

im Einschnitt am Bahnhof Löthain

im "Kreisel" bei Löthain

im „Kreisel“ bei Löthain

Text und Bilder (C) D.Pohl 2011

Bahnhof Löthain (Km 20,5)

Historie

 Der Bahnhof Löthain war eine der typischen, in der ländlichen Regionen gelegenen Unterwegsstationen, wie sie recht oft im Mittelsächsischen Schmalspurbahnnetz vorkamen. Dieses Netz von über 200 km Schmalspurstrecken mit 750 mm Spur entstand in den Jahren 1884 bis 1923. Man konnte innerhalb des Streckenverbandes von Strehla an der Elbe bzw. Neichen an der Mulde bis nach Frauenstein ins Erzgebirge reisen.

 Die Bahnen waren stets nur von regionaler Bedeutung und wiesen einen ländlich geprägten Charakter auf. Den Güterverkehr ordnete man als Standbein der Bahn dem Personenverkehr über, sodass man mit der dafür ausreichenden Geschwindigkeit von maximal 25 km/h verkehrte. Trotz dieses „Handicaps“ trug die Bahn nicht unwesentlich zur Entwicklung der Landstriche bei.

Betriebszeit

 Man konzipierte die Bahn vor allem für den Transport landwirtschaftlicher Produkte sowie Ton bzw. Kaolin aus dem Löthainer Revier. Nach zweijähriger Bauzeit weihte man die „Rübenbahn“, wie sie der Volksmund liebevoll zu nennen pflegte, am 01.10.1909 bis Löthain und am 01.12.1909 bis Lommatzsch ein. Am 27.11.1911 konnte der letzte Teil bis Gärtitz (später Döbeln-Gärtitz) in Betrieb genommen werden. Gerade in der Zeit der beiden Weltkriege und in den folgenden Jahren war die Bahn ein nicht wegzudenkendes Verkehrsmittel, stellte sie doch meist die einzige Verbindung in die nächstgrößeren Orte dar. Von Anfang an überwog der Anteil des Güterverkehrs dem des Personentransports, wobei die „Hauptverdienstszeit“ des Bähnchens sich hauptsächlich auf die „Rübenkampagne“ beschränkte. Dabei verlangte man Mensch und Maschine alles ab, um die Zuckerrüben rechtzeitig in die Zuckerfabriken nach Döbeln oder Oschatz zu bringen. Fast sechs Jahrzehnte währte die rege Betriebsamkeit auf der Strecke, doch der zunehmende Verschleiß und der aufkommende Individualverkehr machten der Bahn bald zu schaffen: So verkehrten am 21.05.1966 die letzten Züge auf der Relation Wilsdruff – Meissen – Löthain. Nach weiteren Streckenstilllegungen verdiente sich das Bähnchen auf dem Reststück Lommatzsch – Löthain sein Gnadenbrot im Kaolintransport. Am 28.10.1972 verschwand mit der Stilllegung der Schmalspurbahn ein Stück Verkehrsgeschichte in der Lommatzscher Pflege, das der Bevölkerung über die Jahre ins Herz gewachsen war.

Gegenwart

 Das Schmalspurbahnmuseum Löthain macht es sich zur Aufgabe an diese kleine Bahn in der fruchtbaren Löshügellandschaft der Lommatzscher Pflege zu erinnern. Nach über drei Jahrzehnten, seit der Betriebseinstellung, entstand aus dem zwischenzeitlich als Jugendklub genutzten Gebäude ein Kleinod der Verkehrsgeschichte. Dazu restaurierte man das Stationsgebäude von 2002 bis 2009 im Zustand der Jahre um 1930 – 1972.

 Ein nicht mehr wegzudekendes Ausstellungsstück ist der Wagenkasten des Bahndienstwagens 97-09-84. 2005 barg der Heimatverein Käbschütztal e.V. das in die Jahre gekommene Fahrzeug in Dittmannsdorf bei Nossen und baute es bis 2009 komplett wieder auf, jedoch ohne die Drehgestelle. Er ist mit dem Baujahr 1889 einer der wenigen erhaltenen Vertreter der ersten Generation sächsischer Schmalspurbahnwagen. Der Gw („Gedeckter Wagen“) präsentiert sich in seinem Äußeren im Zustand der letzten Betriebsjahre, womit er sich optimal in das Bahnhofsumfeld einfügt.

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Personenzug nach Meissen in Löthain am 7.5.1966, (C) G.Meyer

Personenzug nach Meissen in Löthain am 7.5.1966, (C) G.Meyer

Der ehemalige Bahnhof Löthain im Jahre 2009

Der ehemalige Bahnhof Löthain im Jahre 2009

Der „Löthainer Kreisel“

  Als die Schmalspurbahn projektiert worden ist, war es auf Grund der topografischen und Besitzverhältnisse nicht möglich, den kürzesten Weg von Löthain nach Görna zu wählen. Dies ließen die Steigungsverhältnisse nicht zu. So musste eine künstliche Längenerweiterung dafür sorgen, das die maximale Steigung eingehalten werden konnte. Dabei entstand die spätere Streckenführung in Form eines Halbkreises, dessen Durchmesser in etwa von den Bahnübergängen über den Kommunikationsweg am Bahnhof Löthain und am unteren Ende bei Canitz begrenzt war. Sprang man am Canitzer Übergang vom Zug ab und rannte in leichten Dauerlauf zum Bahnhof, war man meist eher da als der Zug, welcher ja die ganze Mehrlänge durch fahren musste.

Text: Wolfram Wagner

Im "Kreisel" bei Löthain 1971

Im „Kreisel“ bei Löthain 1971

gleicher Ausschnitt der Strecke im Jahr 2011 (C) D.Pohl

gleicher Ausschnitt der Strecke im Jahr 2011 (C) D.Pohl