Vorbild

Die Geschichte der ehemaligen WG – Linie (Wilsdruff – Gärtitz)

Die schmalspurige Eisenbahnline Wilsdruff – Meißen – Lommatzsch – Gärtitz, kurz WG, wurde in den Jahren 1909 und 1911 eröffnet. Seit dem Bestehen der Schmalspurbahn war der Personenverkehr dem Güterverkehr untergeordnet. Transportiert wurden u.a. Kohle, Holz, Dünger und Zuckerrüben. Von Löthain aus versandte man auch Ton und Kaolin.
Typisch für die Bahn waren die Rübenzüge in der Zeit der sogenannten Kampagne, die ihr auch ihren Spitznamen „Rübenbahn“ einbrachte. Während dieser Hauptbetriebszeit wurden tausende Tonnen von Zuckerrüben in die Zuckerfabriken um Döbeln und Oschatz gefahren und dutzende Tonnen Rübenschnitzel und Kalkschlamm zu den einzelnen Unterwegsstationen rückversandt. Die Züge waren bis zu 200 Tonnen schwer, fuhren also mit „Vorspanne“ unter Vollast. Um dieses gewaltige Verkehrsaufkommen bewältigen zu können, wurden Lokomotiven und Personale kurzzeitig von anderen Strecken auf die WG-Linie abgeordert. So kamen Lokführer von der Regelspur aus Flöha oder Aue, Maschinen aus Eppendorf oder Wolkenstein. Doch diese betriebsamen Zeiten währten nicht ewig…

Ab den 50er Jahren nahmen der LKW- und Individualverkehr stetig zu. Immer mehr Gütertransporte (auch während der Kampagne) wurden von der Schiene auf die Straße verlagert. Dadurch wurde die Bahnlinie immer unrentabler.
Mitte der 60er Jahre erfolgte dann die schrittweise Stilllegung der Schmalspurbahn. Verkehrsträgerwechsel, so lautete das damalige Schlagwort für die Verlegung des Transportes von der Schiene auf die Strasse. Eine verhängnisvolle Verkehrspolitik, die sich leider bis heute fortsetzt. Die Bahnanlagen wurden auf Verschleiß gefahren. Dieses Schicksal ereilte aber auch andere Strecken.

Am 21.05.1966 verkehrte nun der letzte Zug zwischen Wilsdruff und Meißen sowie zwischen Meißen und Lommatzsch. Den Verkehr nach Döbeln stellte man am 31.05.1969 ein. Der Restbetrieb bis Kleinmockritz folgte am 03.01.1970. Das verbliebene Verkehrsaufkommen im Abschnitt Lommatzsch – Löthain wurde durch die Ton- und Kaolintransporte noch bis ins Jahr 1972 über die „Bimmelbahn“, wie sie im Volksmund genannt wurde, abgewickelt. Am 28.10.1972 endete schließlich das Kapitel „Schmalspurbahn“ in der Lommatzscher Pflege, als man die Bahn einstellte.

Heute erinnern nur noch Brückenwiderlager, Bahndämme und Bahnhofsgebäude an die Zeiten, als die Schmalspurbahn zum Alltag gehörte.

Eine VI K steht im Sommer 1955 im Bhf Garsebach mit einem abfahrbereiten Zug nach Wilsdruff.

Eine VI K steht im Sommer 1955 im Bhf Garsebach mit einem abfahrbereiten Zug nach Wilsdruff.

Triebischbrücke am km 15,804 WG-Linie (
Meißen-Triebischtal)

Triebischbrücke am km 15,804 WG-Linie (
Meißen-Triebischtal)

Mulda – Sayda (MS-Linie)

Liebe Eisenbahnfreunde,

Im Jahre 2013 – immerhin 47 Jahre nach Einstellung des Bahnbetriebes – sind noch etliche Zeugen der Schmalspurbahn erhalten geblieben. Sie sind die letzten Zeugen eines siebzigjährigen Kapitels der Verkehrsgeschichte im Tal des Chemnitzbaches.

Am 23.11.13 war es mir möglich, mit einigen Eisenbahnfreunden, dem Verlauf der alten Bahntrasse per Fuß zu folgen, wobei im Unterabschnitt nicht alle Bereiche begehbar sind. Teilweise muss in der Ortschaft Dorfchemnitz auf die parallel führende Straße ausgewichen werden. Ab Voigtsdorf ist die sich malerisch in die Landschaft eingefügte Bahntrasse als Rad- und Wanderweg ausgebaut.

mulda-sayda

Beginn der Exkursion war der Bahnhof Mulda, an der Relation Freiberg – Holzhau. Der Regelspurteil des Bahnhofes ist noch heute in Betrieb. Neben dem Heizhausrest, einem alten GGw-Wagenkasten (97-15-19) sowie einem Gleisstück, findet der Eisenbahnhistoriker hier relativ wenig. Auf dem Bereich der ehemaligen Schmalspuranlagen vor dem Bahnhofsgebäude befindet sich heute eine Schwarzdecke. Ausgangs des Bf Mulda finden wir die Reste des großen Viaduktes. Von ehemals zehn Pfeilern sind noch fünf und die beiden Widerlager erhalten geblieben. Eine Gedenktafel an einem Pfeiler erinnert an die Schmalspurzeit.
Der Bahndamm bis Wolfsgrund ist von Bäumen gesäumt und weitestgehend begehbar aber nicht ausgebaut. Die Natur hat sich ihr Recht zurückerobert und die alte Bahntrasse ist größtenteils mit Bäumen und Gestrüpp bewachsen. Einige Hekto- und Kilometersteine und Reste der alten Bahnschwellen sind noch zu finden. Interessant, eine im felsigen Einschnitt liegende Rechtskurve vor dem ehem. Hp Wolfsgrund. Vor Dorfchemnitz entdeckten wir noch Reste der Chemnitzbachbrücke. In der Ortslage Dorfchemnitz wird die Trasse von Anwohnern genutzt. Im Bf existiert nur noch der massive Güterschuppen und das Lagerhaus. Ab dem Bf Voigtsdorf ist die Trasse wieder begehbar. Alle Hochbauten, wie Wartehalle, Güterschuppen und der Lagerschuppen stehen noch, werden aber anderweitig genutzt.
Im weiterem Verlauf bis Friedebach wird die Bahntrasse als kombinierter Rad-und Wanderweg genutzt. Am Ortseingang von Friedebach finden wir eine Brücke, die komplett erhalten geblieben ist. Vom einstigen Hp Unterfriedebach existiert nur noch das Planum. Im folgenden Bf Friedebach (km 12,48) findet der interessierte Eisenbahnfreund noch die Wartehalle, den Güterschuppen sowie das Wohnhaus. Auf dem Areal sind heute Garagen.
Der Verlauf der Bahn nach Sayda ist noch gut erkennbar. In ständiger Steigung schlängelt sich die Trasse am östlichen Talhang hinauf nach Sayda.
Interessant ist auch der Endbahnhof Sayda (km 15,5). Das Empfangsgebäude dient mit seinem Flachanbau als Kindergarten. Die Lagerhalle, Güter- und Draisinenschuppen sind abgerissen worden. Der fast im Originalzustand erhaltene Lokschuppen wird heute von der Stadt Sayda als Lager und Nebenstelle des Bauhofes genutzt.

 

Baugeschehen am Bahnhof Zöthain

Baugeschehen Bf Zöthain / WG-Linie im Oktober 2013

Manches braucht eben etwas Zeit bis es dann weiter geht. So tuschelte man schon hinter vorgehaltener Hand… und vielleicht ist es auch nicht allzu abwegig?

Zitat:

Hallo Fa. Sproßig,

da läuft ja wohl eher das Planfeststellungsverfahren als der Bau.

Angetreten sind alle Verhinderer von der Bauaufsicht, dem Finanzamt, Archäologen, Denkmalschützern, den Altlastensuchern, privaten Ziegeldieben, Feuerholzpiraten, Fördergeldbetrügern, Unternehmensberatern bis hin zum Freundeskreis des grünen Ketzerbachfalters, dem dort seine letzte Verpuppungsstätte geraubt werden soll.

Na wenn das was werden soll….

Viel Erfolg gegen alle Bürokraten, und lasst doch endlich mal den Mann mit der Maurerkelle ran!

Reinhard F.

Ja und genau das ist nun passiert. Beim letzten Besuch auf dem Bahnhofsareal Anfang Oktober 2013 fast ein Jahr nach Baubeginn hat der Neubau schon einige Fortschritte zu verzeichnen. Die Wände des Bahnhofs sind im Rohbau errichtet und fertiggestellt. Tür- und Fensterlaibungen wurden eingebaut sowie der Fußboden verlegt.
Sicher wird es da bald ein Richtfest geben, vielleicht wenn dann die ersten Dachbalken liegen?

Wie man weiter erfahren konnte, wurde auch an der Inneneinrichtung der Agentur schon fleißig gearbeitet.

Hier sind nun einige Impressionen dazu.

Straßenüberführungsbrücke bei Kesselsdorf

In der Steigung bei Kesselsdorf hören wir ein eigenartiges, seltenes Geräusch. Es ist Spätsommer 1953. Schnell laufen wir zur Straßenüberführungsbrücke bei Kesselsdorf, welche 1914 aus Beton errichtet wurde. Von da aus sehen wir ein ungewöhnliches Fahrzeug, welches im August 1951 bei der DR in Dienst gestellt worden ist. Von Freital-Potschappel kommend testete man den als VT 137 600 eingereihten „Erstling“ in der Steigung bei Kesselsdorf und versuchte über Wilsdruff eine Fahrt über Oberdittmannsdorf hinauf nach Frauenstein. Was für ein Glück wir doch haben, ihn bei einer der seltenen Testfahrten im Wilsdruffer Netz zu erwischen. Noch ein letztes Bild und dann verschwindet er in Richtung Wilsdruff…

modell87_brücke_02

modell87_brücke_01

modell87_brücke_11

Das Original im Jahre 2009

Original 2009

Modellbau, Text und Bilder (C) 2013 D.Pohl

Der Bahnhof Löthain im Modell

 Ziel ist es, den Bahnhof Löthain im Maßstab 1:87 im Zustand von 1965 zu rekonstruieren. Das heißt, alles wird originalgetreu, maßstabsgerecht und verkleinert umgesetzt. Gebaut wird fast alles selber, da vieles im Modellsortiment der großen Hersteller nicht dem historischen Vorbild entspricht. Im Modell soll der komplette Bahnhof und später die 180° Kurve, genannt „Löthainer Kreisel“, in der Ausfahrt in Richrung Görna-Krögis (Lommatzsch) wieder entstehen. Geplant ist längerfristig den Endbahnhof Lommatzsch ebenfalls wieder erstehen zu lassen. Aber das ist reine Zukunfsmusik. Vielleicht geht es vorher auch in Richtung Meissen über den Robschützer Viadukt nach Garsebach… Interessenten können gerne eine E-Mail zusenden! Momentan befindet sich der Bahnhof Löthain im Rohzustand und die Gleise werden demnächst verlegt. Er besteht aus 3 Modulen von etwa 1250 x 600 mm. Die Streckenmodule sind ca. 950 x 500 groß. Die Weichenantriebe werden manuell über Stangenantriebe vom Anlagenmodulrand aus bedienbar sein

Aufteilung der Module im "Kreisel"

Aufteilung der Module im „Kreisel“

im Einschnitt am Bahnhof Löthain

im Einschnitt am Bahnhof Löthain

im "Kreisel" bei Löthain

im „Kreisel“ bei Löthain

Text und Bilder (C) D.Pohl 2011

Bahnhof Löthain (Km 20,5)

Historie

 Der Bahnhof Löthain war eine der typischen, in der ländlichen Regionen gelegenen Unterwegsstationen, wie sie recht oft im Mittelsächsischen Schmalspurbahnnetz vorkamen. Dieses Netz von über 200 km Schmalspurstrecken mit 750 mm Spur entstand in den Jahren 1884 bis 1923. Man konnte innerhalb des Streckenverbandes von Strehla an der Elbe bzw. Neichen an der Mulde bis nach Frauenstein ins Erzgebirge reisen.

 Die Bahnen waren stets nur von regionaler Bedeutung und wiesen einen ländlich geprägten Charakter auf. Den Güterverkehr ordnete man als Standbein der Bahn dem Personenverkehr über, sodass man mit der dafür ausreichenden Geschwindigkeit von maximal 25 km/h verkehrte. Trotz dieses „Handicaps“ trug die Bahn nicht unwesentlich zur Entwicklung der Landstriche bei.

Betriebszeit

 Man konzipierte die Bahn vor allem für den Transport landwirtschaftlicher Produkte sowie Ton bzw. Kaolin aus dem Löthainer Revier. Nach zweijähriger Bauzeit weihte man die „Rübenbahn“, wie sie der Volksmund liebevoll zu nennen pflegte, am 01.10.1909 bis Löthain und am 01.12.1909 bis Lommatzsch ein. Am 27.11.1911 konnte der letzte Teil bis Gärtitz (später Döbeln-Gärtitz) in Betrieb genommen werden. Gerade in der Zeit der beiden Weltkriege und in den folgenden Jahren war die Bahn ein nicht wegzudenkendes Verkehrsmittel, stellte sie doch meist die einzige Verbindung in die nächstgrößeren Orte dar. Von Anfang an überwog der Anteil des Güterverkehrs dem des Personentransports, wobei die „Hauptverdienstszeit“ des Bähnchens sich hauptsächlich auf die „Rübenkampagne“ beschränkte. Dabei verlangte man Mensch und Maschine alles ab, um die Zuckerrüben rechtzeitig in die Zuckerfabriken nach Döbeln oder Oschatz zu bringen. Fast sechs Jahrzehnte währte die rege Betriebsamkeit auf der Strecke, doch der zunehmende Verschleiß und der aufkommende Individualverkehr machten der Bahn bald zu schaffen: So verkehrten am 21.05.1966 die letzten Züge auf der Relation Wilsdruff – Meissen – Löthain. Nach weiteren Streckenstilllegungen verdiente sich das Bähnchen auf dem Reststück Lommatzsch – Löthain sein Gnadenbrot im Kaolintransport. Am 28.10.1972 verschwand mit der Stilllegung der Schmalspurbahn ein Stück Verkehrsgeschichte in der Lommatzscher Pflege, das der Bevölkerung über die Jahre ins Herz gewachsen war.

Gegenwart

 Das Schmalspurbahnmuseum Löthain macht es sich zur Aufgabe an diese kleine Bahn in der fruchtbaren Löshügellandschaft der Lommatzscher Pflege zu erinnern. Nach über drei Jahrzehnten, seit der Betriebseinstellung, entstand aus dem zwischenzeitlich als Jugendklub genutzten Gebäude ein Kleinod der Verkehrsgeschichte. Dazu restaurierte man das Stationsgebäude von 2002 bis 2009 im Zustand der Jahre um 1930 – 1972.

 Ein nicht mehr wegzudekendes Ausstellungsstück ist der Wagenkasten des Bahndienstwagens 97-09-84. 2005 barg der Heimatverein Käbschütztal e.V. das in die Jahre gekommene Fahrzeug in Dittmannsdorf bei Nossen und baute es bis 2009 komplett wieder auf, jedoch ohne die Drehgestelle. Er ist mit dem Baujahr 1889 einer der wenigen erhaltenen Vertreter der ersten Generation sächsischer Schmalspurbahnwagen. Der Gw („Gedeckter Wagen“) präsentiert sich in seinem Äußeren im Zustand der letzten Betriebsjahre, womit er sich optimal in das Bahnhofsumfeld einfügt.

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Personenzug nach Meissen in Löthain am 7.5.1966, (C) G.Meyer

Personenzug nach Meissen in Löthain am 7.5.1966, (C) G.Meyer

Der ehemalige Bahnhof Löthain im Jahre 2009

Der ehemalige Bahnhof Löthain im Jahre 2009

Der „Löthainer Kreisel“

  Als die Schmalspurbahn projektiert worden ist, war es auf Grund der topografischen und Besitzverhältnisse nicht möglich, den kürzesten Weg von Löthain nach Görna zu wählen. Dies ließen die Steigungsverhältnisse nicht zu. So musste eine künstliche Längenerweiterung dafür sorgen, das die maximale Steigung eingehalten werden konnte. Dabei entstand die spätere Streckenführung in Form eines Halbkreises, dessen Durchmesser in etwa von den Bahnübergängen über den Kommunikationsweg am Bahnhof Löthain und am unteren Ende bei Canitz begrenzt war. Sprang man am Canitzer Übergang vom Zug ab und rannte in leichten Dauerlauf zum Bahnhof, war man meist eher da als der Zug, welcher ja die ganze Mehrlänge durch fahren musste.

Text: Wolfram Wagner

Im "Kreisel" bei Löthain 1971

Im „Kreisel“ bei Löthain 1971

gleicher Ausschnitt der Strecke im Jahr 2011 (C) D.Pohl

gleicher Ausschnitt der Strecke im Jahr 2011 (C) D.Pohl

Baugeschehen am Bahnhof Zöthain

Baugeschehen Bf Zöthain / WG-Linie im Oktober 2012

Nach der letzten Fahrt vor genau 40 Jahren am 28.Oktober 1972, war es Anlass genug für die Wiederbelebung des Streckenabschnitts bei 30.5 der WG-Linie zu sorgen.

So fanden sich am 28.10.2012 gegen 7.30 Uhr auf dem Gelände des Bahnhofs Zöthain bei Lommatzsch erste Bauarbeiter ein, um einen Neuanfang zu wagen und mit neuen Bauarbeiten zu beginnen. So entstehen zur Zeit die Grundmauern des Bahnhofsgebäudes neu und erste Rüstarbeiten haben schon begonnen, damit die Zimmerleute mit der Errichtung der Balkenkonstruktion des Bahnhofs zügig voran kommen.

Dieses Szenario könnte sich so ähnlich 1908 zugetragen haben, als die Baufirma Sproßig / Lommatzsch mit diesem Auftrag betreut wurde.

Viele Grüße aus der Bahnhofsagentur Zöthain

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr

Bauarbeiten, 28.10.2012 ca. 15 Uhr